Jahresbericht 2012-2013

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September 2013

Liebe Freunde und Unterstützer von Pradip – Partner Eine Welt,

seit 17 Jahren finanzieren wir mit Ihrer Hilfe die Entwicklungsprojekte unserer Partnerorganisationen in Kalkutta. Unzählige Kinder konnten durch Ihre Spenden den Schritt in ein würdiges, selbstbestimmtes Leben gehen.

Bei meinem Besuch in Kalkutta wurde ich dieses Jahr begleitet von meiner Kollegin Martina Mauß und der Erziehungswissenschaftlerin Dr. Elke Paul. Wir besuchten die von Ihnen finanzierten Zentren und Heime und besprachen die Finanzplanungen. Ich konnte mich dabei wieder davon überzeugen, mit welcher Hingabe und Fürsorge die Sozialarbeiterinnen, Ärzte und Lehrerinnen sich für die Kinder einsetzen, die unter absolut unwürdigen Umständen aufwachsen, seien es die Kinder von Prostituierten, die Kinder und Jugendlichen, die aus der Prostitution gerettet werden oder die, die völlig schutzlos auf der Straße leben. Mit großer Dankbarkeit konnte ich feststellen, dass es durch Ihre Hilfe unglaubliche Verbesserungen gibt.

Ein paar Beispiele:

In unseren Straßenkinderprojekten ging zu Beginn, vor ca.12-14 Jahren, kein Kind in die öffentliche Schule – jetzt beenden die meisten die 10. Klasse mit einem anerkannten Abschluss. Aber auch wenn sie beispielsweise nur bis zur achten Klasse die Schule besuchen, haben sie danach wesentlich bessere Verdienstmöglichkeiten. Viele ehemalige Schülerinnen und Schüler unserer Straßenkinderprojekte haben gut bezahlte Jobs. Sie haben den Sprung von der Straße geschafft und leben in festen Wohnungen.

In den Projekten stellen wir fest, dass wesentlich weniger Kinder arbeiten müssen. Die Eltern sind sich bewusst, wie wichtig Schulbildung ist. Das ist der Erfolg unserer Lehrerinnen, die die Mütter regelmäßig beraten.

Viele Mädchen konnten aus der Zwangsprostitution gerettet werden und bekommen eine Ausbildung.

Die Liste der Erfolge ist lang. Trotzdem sind die Not und das Elend in unseren Projektgebieten nach wie vor unbeschreiblich, die Gefahr für viele Mädchen in die Hände von Menschenhändlern zu gelangen, größer als je zuvor. Der Markt scheint unersättlich.

Für diese Kinder ist es wichtig, dass unsere Hilfe Bestand hat. Ich bitte Sie daher wie jedes Jahr um Ihre Spenden, mit denen die Mitarbeiter in Indien ihre fantastische Arbeit leisten können. Im letzten Jahr mussten wir unser Budget leider kürzen, was bedeutet, dass z.B. weniger Kinder unsere Projekte besuchen können oder beim Schulmaterial gespart werden muss. Ich hoffe sehr, dass wir mit Ihrer Hilfe alle Programme bald wieder voll finanzieren können.

Überblick über die Projekte für 2013 – 2014

Projekte Inhalt Partner
Zentrum für die Kinder von Prostituierten (Sonagachi) Non – Formal School: 20 Kinder
Public School: 30 Kinder
Berufsausbildung: 30 junge Erwachsene/Jugendliche
Women´s Interlink Foundation (WIF)
Zentrum für Straßenkinder (Kumartully) Non – Formal School: 35 Kinder
Public School: 30 Kinder
WIF
12 Polizeiprojekte für Straßen– und Slumkinder (Nabadisha) Je Projekt 35 Kinder
Non – Formal und Public School: 420 Kinder
WIF
Zentrum für die Kinder von Leichenverbrennern (Sasan) Non – Formal School: 30 Kinder
Public School: 30 Kinder
WIF
Behindertenprojekt 7 junge Erwachsene WIF;
Cheshire Homes
Mädchenbildung Kantine für 40 Kinder;
16 Einzelstipendien
Mukhada Highschool (Shika Das Gupta)
Heim für Kinder von Prostituierten (Nijoloy) Heimkosten für 95 Mädchen und Gehaltskosten der Angestellten WIF
Waisenheim Childcare Home Heimkosten für 50 Mädchen WIF
Waisenheim Familia Sonderaktionen: Bau von Biogasanlagen, Vertiefung von Brunnen, Finanzierung von zwei Klassenzimmern und eines Generators Familia (KC Thomas)

Partnerorganisation „Women´s Interlink Foundation“ unter der Leitung von Aloka Mitra

„Pradip – Partner Eine Welt“ arbeitet bei fast allen Projekten mit dieser indischen Nichtregierungsorganisation zusammen. „Women´s Interlink Foundation“ (WIF) genießt einen hervorragenden Ruf in Indien. Sie arbeitet u.a. auch mit UNICEF, der GIZ, GOAL (Irland), Save A Child Fund (Großbritannien), Terres des Hommes (Schweiz) und dem britischen Konsulat zusammen. Aloka Mitra, die Gründerin und Leiterin von WIF, engagiert sich seit über 40 Jahren ehrenamtlich für benachteiligte Menschen in Indien. Sie erhielt für ihr großes Engagement unzählige Preise, unter anderem den National Citizens Award und den Jean Harris Award von Rotary International.

Zu den einzelnen Projekten:

Zwangsprostitution und Kinderhandel

Einen Schwerpunkt setzen wir schon seit Jahren auf das Thema Menschenhandel und Zwangsprostitution.

Im größten Rotlichtviertel Kalkuttas arbeiten rund 10.000 Frauen und Mädchen im Sexgeschäft. Häufig wurden sie mit einem Jobversprechen in die Metropole gelockt, wurden gekidnappt oder verkauft. Eine Chance, sich zu befreien, besteht kaum. Die Kinder der Prostituierten stehen unter dem großen Risiko, auch zu dieser Arbeit gezwungen zu werden. Eines der wichtigsten Ziele unserer Projekte ist es, dieses zu verhindern:

Sonagachi (Zentrum für die Kinder von Prostituierten)

Die Kinder kommen während der Arbeitszeiten der Mütter zu uns ins Zentrum. Dort werden sie unterrichtet, erhalten Hausaufgabenhilfe, werden medizinisch betreut, bekommen eine ausgewogene Mahlzeit, Kleidung und die Möglichkeit, nach dem Unterricht in einem geschützten Raum zu spielen. Es werden Müttertreffen abgehalten, bei denen kostenlose Kondome verteilt werden und über HIV und andere Gefahren aufgeklärt wird. Allerdings sind diese Frauen in der Regel nicht frei, sondern im Besitz einer „Madam“, einer Art Puffmutter. Ihre größte Sorge ist die Zukunft ihrer Kinder. Bereits ab dem Alter von acht Jahren, strecken die Zuhälter und „Madams“ ihre Fänge aus, da jedes Mädchen mindestens 100.000Rs (ca.1300€) wert ist. Weil die Kinder abends in unserem Zentrum sind, werden sie nicht mehr von ihren Müttern mit Schlaftabletten betäubt unter den Betten versteckt, während diese ihre Freier bedienen müssen oder lungern nicht mehr auf der Straße herum, wo sie jederzeit in die Hände von Zuhältern oder Menschenhändlern gelangen können. Alle unsere Mädchen und Jungen gehen mittlerweile in eine öffentliche Schule. Die Kleinen werden automatisch in die erste Klasse eingeschult.

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Unter welchen Umständen die Mütter arbeiten müssen ist unfassbar. Die Wohnungen, in denen sie leben und arbeiten, haben nicht mal eine Dusche, sondern für ca. 40 Bewohnerinnen und deren Freier (Foto) lediglich dieses Wasserloch.

Jährliche Kosten:

Non – Formal School/ Vorschulkinder (20 Kinder): 215.350Rs (2871€)
Public School (30 Kinder): 245.275Rs (3270€)
Die Euro-Preise sind lediglich Richtwerte, da der Wechselkurs ständig schwankt.

Heim für die Kinder von Prostituierten (Nijoloy)

In dem Heim leben 100 Kinder, deren Mütter im Rotlichtviertel arbeiten. Manche Mädchen mussten selbst bereits als Kinderprostituierte tätig sein oder waren Opfer von extrem ausbeuterischer Kinderarbeit. Manche haben nie eine Schule besucht, sondern waren jahrelang in ein Bordell eingesperrt. Die Mädchen befinden sich in ständiger Gefahr, im Sexgeschäft zu verschwinden. Um sie dem unmittelbaren Einfluss der Zuhälter ihrer Mütter zu entziehen, wurden sie nach Nijoloy gebracht.

Obwohl jedes einzelne Mädchen ihr eigenes Trauma hat, ist die Fröhlichkeit in dem Heim überraschend. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen erhalten alle eine Berufsausbildung oder studieren. Manche stellen Tücher her, andere werden Köchinnen, wieder andere machen eine Krankenschwesternausbildung. Alle haben ihr eigenes Bankkonto, auf das sie ihre ersten Einnahmen einzahlen können. Der Stolz der jungen Erwachsenen ist unbeschreiblich. Unsere Partnerorganisation konnte eine Verbindung zur Modekette Topshop in England herstellen, wo jetzt die von den Mädchen hergestellten Tücher verkauft werden.

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Stolz zeigen die Mädchen die Tücher, die sie herstellen.

Der westbengalische Staat unterstützt das Heim, allerdings bei weitem nicht ausreichend, um die Kosten zu decken. Daher finanziert Pradip – Partner Eine Welt die verbleibende Summe.

Jährliche Kosten:

1.203.480Rs (ca. 16.046€)

Berufsausbildung für die Kinder von Prostituierten in Sonagachi

Da das Heim Nijoloy voll belegt ist und zur Zeit keine neuen Kinder aufgenommen werden können, haben wir nach Alternativen für die Jugendlichen im Rotlichtviertel gesucht. Sie erhalten nun eine Berufsausbildung, um später aus dem Milieu herauszukommen und sich nicht wie ihre Mütter prostituieren zu müssen oder zu Zuhältern zu werden. Viele junge Männer, die in Sonagachi aufwachsen, sind außerdem ohne Arbeit. Alkoholismus und Drogenmissbrauch sind an der Tagesordnung.

Zehn Jugendliche nehmen an einer Computerausbildung teil. Computerkenntnisse sind in Indien mittlerweile in fast allen Berufen von Nöten.

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Surajit ist 15 Jahre alt und besucht die 11. Klasse. Seit er ein kleiner Junge war, geht er in unser abendliches Zentrum“ (s.o.). Die Lehrer sind sehr stolz darauf, dass er den Abschluss nach der zehnten Klasse (eine Art mittlerer Reife) bestanden hat. Er nimmt am Computerkurs teil und will später Buchhalter werden.

Zehn Mädchen werden im Schneidern ausgebildet und weitere zehn erhalten ein Training in der Anfertigung von kunstvollen Papiertaschen, die beispielsweise für Geschenke verwendet werden. Es wird noch ein bis zwei Jahre dauern, bis die Produkte vermarktet werden können. Die Teenager werden dann mit Geschäften verlinkt.

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Die Mädchen zeigen uns ihre Produkte. Durch das Training haben sie später alternative Verdienst-möglichkeiten zur Prostitution.

Jährliche Kosten:

Computerkurs (10 Teilnehmer) 55.800Rs (744€)
Schneidern und Sticken  (10 Teilnehmer) 73.000Rs (973€)
Papiertaschenherstellung (10 Teilnehmer) 66.000Rs (880€)

Kalighat – Sasan (Zentrum für die Kinder von Leichenverbrennern)

Die Familien der Leichenverbrenner gehören zur niedrigsten Gesellschaftsstufe in Indien. Sie leben in kleinen, selbstgebauten Baracken oder Zelten am Ufer eines Gangeskanals. Die hygienischen Zustände sind katastrophal. Die Kinder helfen entweder ihren Vätern bei den Bestattungszeremonien oder haben andere Jobs, z.B. als Haushaltshilfen. Bis vor kurzem war es eine ihrer Aufgaben, den heiligen Schlamm aus dem Wasser zu fischen. Dies ist mittlerweile verboten.

Die Kinder werden in unserem Zentrum u.a. auf die Schule vorbereitet, bekommen Nachhilfe, werden medizinisch versorgt und erhalten eine Mahlzeit. Wie auch in den anderen Projekten unterrichtet sie ein Tanzlehrer einmal in der Woche in den traditionellen bengalischen Tänzen. Jeden Monat findet ein Treffen für die Mütter statt, bei dem diese über den Lernfortschritt ihrer Kinder informiert werden. Außerdem werden ihnen Hygiene- und Gesundheitstipps gegeben.

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Anjali Saha ist seit dem Jahr 2000 Lehrerin in dem Projekt. Sie berichtet von den Veränderungen seit Beginn. Anfangs seien die Kinder nur herumgelungert und nicht in die Schule gegangen. Die vielen Treffen mit den Müttern halfen, diese von der Bedeutung der Schulbildung zu überzeugen. Bei den Müttertreffen werden Themen wie Gesundheit und Hygiene, Prüfungen der Kinder, Kinderrechte und Kinderarbeit besprochen.
Anjali Saha ist sehr froh, dass wir vor zwei Jahren eine Kranken-versicherung für die Lehrerinnen eingeführt haben, so ist sie im Notfall abgesichert.
Unsere ehemaligen Kinder haben z.B. Jobs in Call Centern oder als Krankenschwestern.

Jährliche Kosten:

Non – Formal School/ Vorschulkinder (30 Kinder): 204.000Rs (ca. 2720€)
Public School (30 Kinder): 217.900Rs (ca. 2905€)

Kumartully (Zentrum für Straßenkinder)

Die Kinder leben auf dem Bürgersteig an einer der vielen stark befahrenen Straßen Kalkuttas. Sie müssen täglich um ihren Schlafplatz, ihr Essen und ihr weniges Hab und Gut kämpfen. Als das Projekt gestartet wurde, hielten sich die meisten von ihnen durch Müllsammeln über Wasser. Alle unsere Kinder konnten mittlerweile in eine öffentliche Schule vermittelt werden. Die Kinder werden in dem Zentrum unterrichtet, erhalten eine ausgewogene Mahlzeit, Kleidung und werden medizinisch versorgt. Einmal in der Woche besucht ein Arzt das Projekt. Ein Tanzlehrer sorgt dafür, dass die Kinder ihre unwirtliche Umgebung wenigstens ab und zu vergessen können. Regelmäßig werden auch Ausflüge, z.B. in den Zoo oder in Museen, unternommen.

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Die 21-jährige Shampa (li) geht im zweiten Jahr aufs College. Sie ist eine ehemalige Schülerin unseres Zentrums. Sie verdient sich ihr Studium u.a. damit, dass sie Kindern Nachhilfe erteilt. Später möchte sie selbst einmal Lehrerin werden.
Anima Pal (re) ist seit 16 Jahren Lehrerin im Kumartully-Center. Sie sagt, es gibt bemerkenswerte Veränderungen seit Beginn. Anfangs sei es schwer gewesen, die Kinder zu motivieren, in die Schule zu kommen. Mittlerweile ist das überhaupt kein Problem mehr. Die Lehrerin besucht jede Woche die Familien und fragt persönlich nach, wenn ein Kind nicht im Unterricht erschienen ist. Nur noch sechs Kinder arbeiten neben der Schule.

Jährliche Kosten:

Non – Formal School (35 Kinder):    215.035Rs (ca.2867€)
Public School (30 Kinder): 224.500Rs (ca. 2993€)

Beispiel für ein Jahresbudget:

30 Kinder Public School Jährlich
Rupien
Jährlich
Euro (ca.)
Gehaltskosten    
Sozialarbeiter 3750Rs monatlich 45.000 600
2 Lehrerinnen x 1550Rs monatlich (ca. zwei Stunden / Tag) 37.200 496
1 Helferin 700Rs monatlich 8.400 112
Buchhalter 1400Rs monatlich 16.800 224
Krankenversicherung der Lehrerinnen pro Jahr 4.050  54
Schulmaterial 550Rs pro Kind 16.500 220
Schuluniform und Schultaschen 680Rs pro Kind 20.400 272
Essen 3,50Rs pro Kind pro Tag (230 Schultage) 24.150 322
Gesundheit    
Arztkosten 800Rs pro Monat 9.600 128
Medizin 150Rs pro Kind pro Jahr 4.500 60
Kleidung 250Rs pro Kind pro Jahr 7.500 100
Freizeit (Ausflüge) 4.000 53
Verwaltungskosten (Miete, Telefon, Fahrtkosten etc.) in Indien 26.400 352
Gesamt 224.500 2993

Zusammenarbeit zwischen Polizei und Straßen- bzw. Slumkindern (Nabadisha)

Unsere 12 Nabadisha-Zentren sind wie die anderen Projekte, z.B. Kumartully, organisiert. Das Besondere ist aber, dass die Räume, in denen die Kinder unterrichtet werden und die Älteren ihre Hausaufgaben machen, von der örtlichen Polizei zur Verfügung gestellt werden. Dadurch hat sich das Verhältnis zwischen Straßenkindern und Polizei stark verbessert. Die Kinder kommen mit ihren Problemen, z.B. Gewalt im Viertel oder in der Familie, zu den Polizisten und diese Beamten wiederum sehen die Nabadisha-Zentren als Kriminalitätsprävention. Der Lions-Club von Kalkutta übernimmt in den Nabadisha-Projekten die medizinische Versorgung.

Jährliche Kosten

12 Zentren mit insgesamt 420 Kindern: 900.000Rs (ca. 12.000€)

Zwei Beispiele:

Straßenkinderzentrum Nabadisha Jorasanku

Das Center befindet sich im Rückgebäude der Polizeistation. Durch diese muss man zunächst durchgehen und kommt dabei unter anderem an einer Zelle mit mehreren Insassen vorbei.

Die Kinder in diesem Zentrum sind fast alle Muslime, die meisten leben auf der Straße oder im angrenzenden Slum. Die Eltern arbeiten in der Regel als Obstverkäufer. Einige Kinder verkaufen die beim Obsthandel übriggebliebenen Plastikreste an Zwischenhändler weiter.

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Ramak (links) ist 15 Jahre alt, geht in die 10. Klasse und lebt im Slum. Sie kommt seit fünf Jahren hierher. Später will sie Ärztin werden.
Suntana (2. v. rechts) ist 25 Jahre alt und die Mutter von einem neunjährigen Sohn und sechsjährigen Zwillingsmädchen. Sie bringt ihre Kinder jeden Tag hierher, was für sie eine gute Möglichkeit ist, aus dem Haus zu kommen. Sie selbst hatte nie die Chance in die Schule zu gehen und will nun ihren Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen. Sie wurde mit 15 Jahren verheiratet und zog dann mit ihrem Mann aus dem Bundesstaat Bihar nach Kalkutta.

Zentrum für Slumkinder: Nabadisha Tangra

Die Kinder aus diesem Center sind fast alle Muslime und Landflüchtlinge. Die meisten kommen aus Bihar, den Sundarbans oder aus Bangladesh. Der Slum, in dem sie leben, liegt an einem Kanal, der als Toilette und Müllhalde dient. Die Menschen leben dicht gedrängt, haben z.B. für Eltern und drei Kinder einen winzigen Raum, vielleicht 5m², in dem sie arbeiten und schlafen. Es gibt keinerlei sanitäre Einrichtungen. Trinkwasser holen sie von der nächsten Pumpe.

Manche Kinder aus dem Center arbeiten neben der Schule, da die Familien zu groß sind und das Einkommen der Eltern nicht zum Überleben reicht. Typische Jobs sind Helferinnen in reicheren Hauhalten oder als Müllsammler. Manche helfen ihren Eltern, die Essen verkaufen, dieses zuzubereiten. Einige schneiden die Gummiüberreste aus der Schuhfabrikation zu. Das Endprodukt wird dann als Stöpsel in der homöopathischen Medizin verwendet.

Die Jugendlichen geben teilweise Nachhilfe und verdienen so ihr Schulgeld.

Die Preise für Nahrungsmittel sind im letzten Jahr extrem explodiert. Ein Kilogramm Zwiebeln kostet jetzt ca. 70Rs, letztes Jahr noch ca. 10Rs. Auch die Kosten für Elektrizität sind sehr gestiegen, was für diese Menschen eine Katastrophe bedeutet.

Die Kinder aus unserem Zentrum gehen alle in die öffentliche Schule und es gibt durch die konsequenten Beratungsgespräche der Lehrer keine Schulabbrecher. Wenn die Kinder z.B. nicht ins Center kommen, gehen die Lehrer persönlich in deren Behausungen, um sie abzuholen.

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Gulshan geht in die vierte Klasse und ist 11 Jahre alt. Sie hat eine neunjährige Schwester und einen dreijährigen Bruder. Jeden Abend schneidet sie für drei Stunden Gummistöpsel zu. Die Mutter und die beiden Schwestern arbeiten jeden Tag und verdienen pro Woche gemeinsam ca. 200Rs (2.60€). Für die Arbeit von 1000 Stück bekommen sie 10Rs (0,13€).

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Noori (das Mädchen, das sich meldet) ist neun Jahre alt und geht in die 3.Klasse. Sie arbeitet als sogenannte „domestic helper“ (Haushaltshilfe) jeden Tag drei Stunden vor der Schule. Sie muss das Familieneinkommen aufbessern, da der Vater keine regelmäßige Arbeit hat. Das Mädchen verdient täglich 10Rs (0,13€) und bekommt eine kleine Mahlzeit. Dafür putzt sie, wischt den Boden, kocht Milch etc.

Finanzierung von 50 Mädchen im Childcare Home

Im Waisenheim „Childcare Home“ finanzieren wir die Heimkosten für 50 Mädchen. Die Kinder haben alle furchtbare Schicksale. Sie wurden beispielsweise völlig alleine von der Polizei auf der Straße aufgegriffen oder von einer Zwangsarbeit befreit.

Alle Mädchen erhalten eine Berufsausbildung oder können studieren.

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Einige Mädchen stellen Schmuck her. Die zwei jungen Frauen links und ihre Ausbilderin zeigen stolz ihre Produkte, die in den USA verkauft werden.

Jährliche Kosten

Heimkosten für 50 Mädchen: 696.000Rs (ca. 9280€)

Behindertenprojekt:

Die meisten unserer ehemaligen Kinder sind inzwischen selbstständig und verdienen ihren eigenen Lebensunterhalt. Sechs junge Erwachsene werden noch unterstützt, je nach Behinderung mit Studienbüchern, ärztlicher Versorgung oder behindertengerechter Ausstattung. Im Vordergrund steht die Beratung für ein selbstständiges Einkommen.

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Unser Namensgeber Pradip und die Sozialarbeiterin Shukla.

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Rahul ist nächstes Jahr mit seinem Bachelorabschluss am College fertig. Bereits jetzt hat er eine Zusage für eine Stelle als Pharmavertreter

Jährliche Kosten

181.800Rs (ca.2424€)

Mädchenbildungsprojekt: Leitung Shika Das Gupta

Die 16 Mädchen, die von uns in ihrer Schullaufbahn unterstützt werden, kommen alle aus sehr armen Familien und könnten sich eine Ausbildung nicht leisten. Von uns erhalten sie die Möglichkeit, bis zur 12. Klasse in die Schule zu gehen und anschließend eine Lehre oder ein Studium zu absolvieren. Die ärmsten Kinder der Schule bekommen ihre Bücher von uns. Außerdem finanzieren wir eine Kantine für vierzig besonders bedürftige Kinder.

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Mädchen aus der Mukhada-Highschool: Ohne unsere Unterstützung könnten manche nicht in die Schule gehen

Jährliche Kosten

105.600Rs (ca.1408€)

Waisenheim Familia

Das Waisenheim Familia liegt außerhalb Kalkuttas, umgeben von Reisfeldern. Ihm ist ein Altenheim, eine Kinderkrippe und eine Schule angegliedert. Wir unterstützen Familia bei besonderen Anschaffungen, so z.B. der Tieferlegung der Brunnen oder dem Bau von Biogasanlagen, dem Bau von Klassenzimmern oder im letzten Jahr mit einem Generator für die Schule. Diese hat der Leiter des Heimes, KC Thomas, vor einigen Jahren gegründet. Sie ist englischsprachig und genießt in der ganzen Umgebung einen hervorragenden Ruf. Auch Kinder aus den angrenzenden Orten besuchen sie gegen Schulgebühren. Dies soll langfristig die laufenden Kosten für das Heim decken, um von ausländischen Spenden unabhängig zu werden.

Kosten für den Generator

313.927Rs (ca. 4185€)

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„Pradip“ finanzierte das Klassenzimmer.

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KC Thomas mit seinen Kindern

Organisatorisches:

  • Pradip – Partner Eine Welt arbeitet in enger Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde Simbach.
  • Die Spenden laufen über das Evangelische Pfarramt Simbach (s.u.).
  • Wenn Sie eine Spendenquittung möchten, geben Sie bei der Überweisung bitte Ihre vollständige Adresse an. Sollte es trotzdem nicht klappen, melden Sie sich bitte bei Anja Fischer oder Dieter Finckh (Tel. 08571/2230).
  • Dieter Finckh ist für die Buchführung zuständig.
  • Kumar Ray (unabhängiger Buchprüfer) überprüft die Finanzen vor Ort in Indien.
  • Die Arbeit in Deutschland geschieht rein ehrenamtlich. Flüge nach Indien und die Unterbringung dort, Druckkosten und Porto etc. werden privat gezahlt. Jeder Cent geht in die Projekte. Es gibt keinerlei Verwaltungskosten in Deutschland.
  • Pradip – Partner Eine Welt finden Sie jetzt auch auf Facebook.

Eine dringende Bitte an alle unsere Unterstützer und Freunde:

Bitte helfen Sie uns, dass alle Projekte weitergeführt werden können. An unserer Arbeit hängen rund 80 Jobs und  es profitieren über 1000 Kinder. Letztes Jahr mussten wegen des Spendenrückgangs bereits Kürzungen vorgenommen werden, aber diese Menschen in Kalkutta brauchen unsere Hilfe.

An dieser Stelle bedanke ich mich noch einmal ganz herzlich für Ihre Unterstützung und für die vielen kreativen Ideen, wie man Spenden sammeln kann. Vielen Dank an die Schulen, die z.B. einen Spendenlauf oder einen Basar veranstalten. Danke an die Vereine, die Gelder sammeln. Vielen Dank an diejenigen, die sich Spenden statt Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenke wünschen. Danke an die, die bei ihrer Hochzeit für die Projekte sammeln.

Ohne Ihren Einsatz wäre unsere Arbeit und die unserer Partnerorganisationen nicht möglich.

Vielleicht will ja die eine oder andere Firma beispielsweise das Gehalt eines Tages spenden oder man verschenkt zum Geburtstag einfach mal den Betrag für das Schulmaterial eines Projektes. Den Möglichkeiten und Ideen sind keine Grenzen gesetzt.

 

Vielen Dank für Ihr großes Vertrauen!

Ihnen alles Gute und herzliche Grüße von Ihrer

Anja Fischer