Mai 2012
Liebe Unterstützer von Pradip-Partner Eine Welt,
dieses Jahr konnte ich wegen meiner fortgeschrittenen Schwangerschaft nicht persönlich nach Indien reisen. Vertreten wurde ich von der Politologin und langjährigen Mitarbeiterin Mira Schön:
Im März reiste ich als Vertretung von Anja Fischer nach Indien, um die von Ihnen unterstützten Projekte zu besuchen und mit unseren Partnerorganisationen aktuelle Fragen sowie die Finanzplanung für das neue Jahr zu besprechen. Begleitet wurde ich von Florian Schlegel, der die Arbeit in den Projekten fotografierte.
Es ist sehr beeindruckend, die Entwicklung einiger Kinder über Jahre beobachten zu können. Durch die langjährige Unterstützung von Pradip-Partner Eine Welt konnten Sie zur Schule gehen und eine Ausbildung oder ein Studium beginnen. Andernfalls wäre ihr Leben vermutlich weiterhin von Elend und Hoffnungslosigkeit geprägt. Auch die Freude der Eltern über die Fortschritte der Kinder und die Chance, die sie durch Ihre Spenden erhalten, bestätigt die jahrelange Arbeit. Sushovan, einer der behinderten Jungen, den Pradip seit vielen Jahren fördert, hat in diesem Jahr große Erfolge bei Paralympischen Sportwettkämpfen erzielt, sodass er mittlerweile die Chance hat, bei den Paralympics in London anzutreten.
Einige Mädchen im Heim Nijoloy haben mir begeistert von Ihrem Studium erzählt, das sie aufgrund ihrer exzellenten Leistungen in der Schule beginnen konnten. Ihr Ehrgeiz und ihr Stolz auf die erbrachten Leistungen überzeugen mich, dass die Mädchen später gut ausgebildet ein eigenständiges Leben führen können. Die Kinder motivieren sich gegenseitig und sind ein Vorbild für die anderen, sich anzustrengen und aus dem Elend herauszukommen.
Überblick über die Projekte
Projekte | Inhalt | Partner |
Zentrum für die Kinder von Prostituierten (Sonagachi) | Non-Formal School: 25 Kinder Public School: 35 Kinder Berufsausbildung: 60 junge Erwachsene/ Jugendliche |
Women´s InterlinkFoundation |
Zentrum für Straßenkinder(Kumartully) | Non-Formal School: 45 Kinder Public School: 35 Kinder |
Women´s InterlinkFoundation |
14 Polizeiprojekte für Straßen– und Slumkinder (Nabadisha) | Je Projekt 45 Kinder Formal und Public School: 630 Kinder |
Women´s InterlinkFoundation |
Zentrum für die Kinder von Leichenverbrennern (Sasan) | Non-Formal School: 40 Kinder Public School: 38 Kinder |
Women´s InterlinkFoundation |
Behindertenprojekt | 10 junge Erwachsene | Women´s Interlink Foundation; Cheshire Homes |
Mädchenbildung | Kantine für 40 Kinder; Schulbücher für die bedürftigsten Kinder der Schule 21 Einzelstipendien | MukhadaHighschool (Shika Das Gupta) |
Heim für Kinder von Prostituierten (Nijoloy) | Heimkosten für 95 Mädchen und Gehaltskosten der Angestellten | Women´s InterlinkFoundation |
Waisenheim: Childcare Home | Heimkosten für 50 MädchenMilchkosten für 100 Mädchen | Women´s InterlinkFoundation |
Waisenheim Familia | Sonderaktionen Bau von Biogasanlagen, Vertiefung von Brunnen, Finanzierung von zwei Klassenzimmern | Familia (KC Thomas) |
„Women´s Interlink Foundation“ unter der Leitung von Aloka Mitra
„Pradip – Partner Eine Welt“ arbeitet bei fast allen Projekten mit dieser indischen Nichtregierungsorganisation zusammen. „Women´s Interlink Foundation“ (WIF) genießt einen hervorragenden Ruf in Indien. Sie arbeitet u.a. auch mit UNICEF, der GTZ, GOAL (Irland), Save A Child Fund (Großbritannien) und Terres des Hommes (Schweiz) zusammen. Für jedes Projekt bekommen wir regelmäßig sowohl Aktivitäts- als auch detaillierte Finanzberichte. Aloka Mitra, die Gründerin und Leiterin von WIF, engagiert sich seit über 40 Jahren ehrenamtlich für benachteiligte Menschen in Indien. Sie erhielt für ihr großes Engagement unzählige Preise, unter anderem den National Citizens Award und den Jean Harris Award von Rotary International.
Zu den einzelnen Projekten:
Zwangsprostitutionund Kinderhandel
Einen Schwerpunkt setzen wir schon seit Jahren auf das Thema Menschenhandel und Zwangsprostitution.
Im größten Rotlichtviertel Kalkuttas arbeiten rund 14.000 Frauen und Mädchen im Sexgeschäft. Häufig sind sie mit einem Jobversprechen in die Metropole gelockt worden oder wurden gekidnappt oder verkauft. Eine Chance, sich zu befreien, besteht kaum. Außerdem könnten die meisten mit ihremHintergrund nicht mehr in die Dorfgemeinschaft zurück. Die Kinder der Prostituierten stehen unter dem großen Risiko, auch zu dieser Arbeit gezwungen zu werden. Eines der wichtigsten Ziele unserer Projekte ist es, dieses zu verhindern:
Sonagachi (Zentrum für die Kinder von Prostituierten)
Die Kinder kommen während der Arbeitszeiten der Mütter zu uns ins Zentrum. Dort werden sie unterrichtet (Non-Formal Education), medizinisch betreut, erhalten eine ausgewogene Mahlzeit, Kleidung und die Möglichkeit, nach dem Unterricht in einem geschützten Raum zu spielen. Auch die Mütter besuchen uns regelmäßig, bekommen kostenlos Kondome und werden über HIV und andere Gefahren aufgeklärt.
Die Kinder, die in eine öffentliche Schule vermittelt werden konnten, werden zusätzlich bei den Hausaufgaben betreut, erhalten Lernhilfe und bekommen alle Schulmaterialien von uns gestellt.
Jährliche Kosten
Non-Formal School (25 Kinder): 228.488Rs (3360€)
Public School (35 Kinder): 261.083Rs (3839€)
Die Euro-Preise sind lediglich Richtwerte, da der Wechselkurs ständig schwankt.
Heim für die Kinder von Prostituierten (Nijoloy)
In dem Heim leben 95 Kinder, deren Mütter im Rotlichtviertel arbeiten. Manche Mädchen mussten selbst bereits als Kinderprostituierte tätig sein oder sind Opfer von extrem ausbeuterischer Kinderarbeit. Die älteren Mädchen, ab ca. zehn Jahren, befinden sich in ständiger Gefahr, im Sexgeschäft zu verschwinden. Um sie dem unmittelbaren Einfluss der Zuhälter ihrer Mütter zu entziehen, wurden sie nach Nijoloy gebracht.
Die Kinder erhalten, je nach der Problematik des jeweiligen Falles, unterschiedlich viel Unterstützung vom Staat. „Pradip – Partner Eine Welt“ zahlt die nicht finanzierten „Lücken“.
Dies beinhaltet die Heimkosten für 95 Mädchen zu unterschiedlichen „Tarifen“ und die Personalkosten.
Dieses Jahr finanzieren wir zusätzlich die Reparaturkosten für das Dach, das leider mittlerweile undicht wurde. Jährliche Kosten
Jährliche Kosten
für 95 Mädchen: 1.203.480Rs (ca. 17.742€)
Reparaturkosten für das Heimdach: 250.000Rs (ca. 36676€)
Berufsausbildung für die Kinder von Prostituierten in Sonagachi
Nach einigen Anfangsschwierigkeiten im letzten Jahr, v.a. durch die Wahlen in Westbengalen, läuft unser Berufsbildungsprogramm mittlerweile sehr gut.
Da das Heim Nijoloyvoll belegt ist und zur Zeit keine neuen Kinder aufgenommen werden können, haben wir nach Alternativen für die Jugendlichen im Rotlichtviertel gesucht. Sie sollen eine Berufsausbildung erhalten, um später aus dem Milieu herauszukommen und sich nicht wie ihre Mütter prostituieren zu müssen oder zu Zuhältern zu werden. Viele junge Männer, die in Sonagachi aufwachsen, sind außerdem ohne Arbeit. Alkoholismus und Drogenmissbrauch sind bei der Mehrzahl an der Tagesordnung.
15 Jugendliche nehmen an einer Computerausbildung teil. Diese ist in Indien mittlerweile in fast allen Berufen von Nöten. Zwei Schüler haben bereits einen Job, nachdem sie das Computertraining absolviert haben.
Zehn junge Männer absolvieren ein Fahrtraining, um dann z.B. als Chauffeur oder Taxifahrer arbeiten zu können. Vier der „Absolventen“ des letztjährigen Kurses arbeiten mittlerweile als Taxifahrer, vier sind noch in der Ausbildung bei einem Taxiunternehmen und einer lässt sich noch zusätzlich als Privatfahrer schulen.
15 Mädchenwerden im Schneidern ausgebildet. Der heimische Markt für Saris und andere Kleidung ist unerschöpflich, v.a. weil es in Indien eine Kleidungstradition gibt, die ansonsten kaum verbreitet ist. In der Ausbildung erlernen die Jugendlichen auch, wie man Produkte verkaufen kann und sie werden mit allgemeinem Management vertraut gemacht. Schließlich werden sie auch dahingehend unterstützt, dass sie ihren eigenen Lebensunterhalt bestreiten können.
Schließlich machen noch 20 Mädchen eine Schulung in der Herstellung von traditionellen Taschen.
Jährliche Kosten
für die Berufsbildungsmaßnahmen: 456,000Rs (ca. 6705€)
Kalighat – Sasan (Zentrum für die Kinder von Leichenverbrennern)
Die Familien der Leichenverbrenner gehören zur niedrigsten Gesellschaftsstufe. Sie leben in kleinen, selbstgebauten Baracken oder Zelten am Ufer eines Gangesseitenarms. Die hygienischen Zustände sind katastrophal. Die Kinder helfen entweder ihren Vätern bei den Bestattungszeremonien oder haben andere Jobs, z.B. als Haushaltshilfen. Eine ihrer Aufgaben ist es, den heiligen Schlamm aus dem Gangesseitenarm zu fischen. Die Kinder werden in unserem Zentrum unterrichtet, medizinisch versorgt und bekommen eine Mahlzeit nach der Schule. Wie auch in den anderen Projekten unterrichtet sie ein Tanzlehrer einmal in der Woche in den traditionellen bengalischen Tänzen. Jeden Monat findet ein Treffen für die Mütter statt, bei dem diese über den Lernfortschritt ihrer Kinder informiert werden. Außerdem werden ihnen Hygiene- und Gesundheitstipps gegeben.
Jährliche Kosten
Non-Formal School (40 Kinder): 223.750Rs (ca. 3290€)
Public School (38 Kinder): 238.215Rs (ca. 3503€)
Kumartully (Zentrum für Straßenkinder)
Die Kinder leben auf dem Bürgersteig an einer der vielen stark befahrenen Straßen der 15-Millionen-Stadt Kalkutta. Sie müssen täglich um ihren Schlafplatz, ihr Essen und ihr weniges Hab und Gut kämpfen. Als das Projekt gestartet wurde, hielten sich die meisten von ihnen durch Müllsammeln über Wasser. Viele konnten mittlerweile in eine öffentliche Schule vermittelt werden. Andere haben durch die Hilfe der Sozialarbeiter zumindest bessere Jobs bekommen. Die Kinder werden in dem Zentrum unterrichtet, erhalten eine ausgewogene Mahlzeit, Kleidung und werden medizinisch versorgt. Einmal in der Woche besucht ein Arzt das Projekt. Ein Tanzlehrer sorgt dafür, dass die Kinder ihre unwirtliche Umgebung wenigstens ab und zu vergessen können.Regelmäßig werden auch Ausflüge, z.B. in den Zoo oder in Museen, unternommen.
Jährliche Kosten
Non-Formal School (45 Kinder): 234.488Rs (ca.3448€)
Public School (35 Kinder): 237.563Rs (ca. 3493€)
Beispiel für ein Jahresbudget:
45 Kinder Non-Formal Education | Jährlich Rupien |
Jährlich Euro (ca.) |
Gehaltskosten | ||
Sozialarbeiter 3750Rs monatlich | 45.000 | 662 |
2 Lehrer x 1250Rs monatlich (ca. zwei Stunden / Tag) | 30.000 | 441 |
Buchhalter 1400Rs monatlich | 16.800 | 247 |
Zusatzgehalt für Krankenversicherung der Lehrer | 2.700 | 40 |
Schulmaterial 50Rs pro Kind pro Monat | 27.000 | 397 |
Essen 3,50Rs pro Kind pro Tag (225 Schultage) | 35.438 | 521 |
Gesundheit | ||
Arztkosten 900Rs pro Monat | 10.800 | 159 |
Medizin 700Rs pro Monat | 8.400 | 124 |
Kleidung 250Rs pro Kind pro Jahr | 11.250 | 165 |
Freizeit (Ausflüge, Tänze, Yoga, Honorar für Tanzlehrer) | 20.700 | 304 |
Verwaltungskosten (Miete, Telefon, Fahrtkosten etc.) in Indien | 26.400 | 388 |
Gesamt | 234.488 | 3448 |
Zusammenarbeit zwischen Polizei und Straßen- bzw. Slumkindern (Nabadisha)
Unsere 14 Nabadisha-Zentren sind wie die anderen Projekte, z.B. Kumartullyorganisiert. Das Besondere ist aber, dass die Räume, in denen die Kinder unterrichtet werden und die Älteren ihre Hausaufgaben machen, von der örtlichen Polizei zur Verfügung gestellt werden. Ein Ziel ist es, das Verhältnis zwischen Straßenkindern und Polizei zu verbessern. Mittlerweile hat sich zwischen den einzelnen Beamten und den Mädchen und Jungen ein vertrauensvolles Miteinander entwickelt. Die Kinder kommen mit ihren Problemen z.B. Gewalt im Viertel oder in der Familie, zu den Polizisten und diese Beamten wiederum sehen die Nabadisha-Zentren als Kriminalitätsprävention.
Jährliche Kosten
für 14 Zentren mit jeweils 45 Kindern: 1.305045Rs (ca. 19.191€)
Finanzierung von 50 Mädchen im Childcare Home
Im Waisenheim „Childcare Home“ finanzieren wir die Heimkosten für 50 Mädchen und die Versorgung mit Milch für 100 Mädchen. Die Kinder haben alle furchtbare Schicksale. Sie wurden entweder völlig alleine von der Polizei auf der Straße aufgegriffen, von einer Zwangsarbeit oder der Kinderprostitution befreit.
Alle Mädchen erhalten eine Berufsausbildung oder können studieren.
Jährliche Kosten
Heimkosten für 50 Mädchen + Milch für 100 Mädchen:
696.000Rs (ca. 10.235€)
Behindertenprojekt
Je nach Behinderung wird den 10 Jugendlichen mit Nahrung, Schulgeldern, Schulmaterialien, ärztlicher Versorgung oder behindertengerechter Ausstattung (Rollstühle, Hörgeräte) geholfen. Soweit möglich wird versucht, die Kinder auf ein selbstständiges Leben vorzubereiten. Einige Jugendliche können bereits alleine für ihren Lebensunterhalt sorgen.
Jährliche Kosten
192.400Rs (ca. 2829€)
Mädchenbildungsprojekt: Leitung Shika Das Gupta
Die 21 Mädchen, die von uns in ihrer Schullaufbahn unterstützt werden, kommen alle aus sehr armen Familien und könnten sich eine Ausbildung nicht leisten. Von uns erhalten sie die Möglichkeit, bis zur 12. Klasse in die Schule zu gehen und anschließend eine Lehre oder ein Studium zu absolvieren. Die ärmsten Kinder der Schule erhalten ihre Schulbücher von uns. Außerdem finanzieren wir eine Kantine für vierzig besonders bedürftige Kinder.
Jährliche Kosten
123.600Rs (ca.1817€)
Waisenheim Familia
Immer wieder unterstützen wir dieses Waisenheim außerhalb Kalkuttas bei besonderen Anschaffungen, so z.B. der Tieferlegung der Brunnen oder den Bau von Biogasanlagen. Durch einige Sonderspenden konnten wir letzten Herbst auch den Bau eines weiteren Klassenzimmers finanzieren. Der Leiter des Heimes, KC Thomas, hat vor einigen Jahren eine englischsprachige Schule gegründet, die auch Kinder aus den angrenzenden Orten gegen Schulgebühren besuchen. Dies soll langfristig die laufenden Kosten für das Heim decken. Ein nachhaltiger Gedanke um unabhängig von ausländischen Spenden zu werden.
Kosten für das Klassenzimmer
514.724Rs (ca. 7569€)
Organisatorisches:
- Pradip – Partner Eine Welt arbeitet in enger Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde Simbach.
- Dieter Finckh ist für die Buchführung zuständig.
- Die Spenden laufen über das Evangelische Pfarramt Simbach (s.o.).
- Wenn Sie eine Spendenquittung möchten, geben Sie bei der Überweisung bitte Ihre vollständige Adresse an. Sollte es trotzdem nicht klappen, melden Sie sich bitte bei Anja Fischer oder Dieter Finckh (Tel. 08571/2230).
- Kumar Ray (unabhängiger Buchprüfer) überprüft die Finanzen vor Ort in Indien.
- Die Arbeit in Deutschland geschieht rein ehrenamtlich.Flüge nach Indien und die Unterbringung dort werden privat gezahlt. Jeder Cent geht in die Projekte. Es gibt keinerlei Verwaltungskosten in Deutschland.
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung. Bitte helfen Sie uns auch weiterhin, denn nur durch Ihre Spenden können die Projekte dauerhaft gesichert werden. Zögern Sie nicht, mich anzurufen, wenn Sie Fragen haben.
Ihnen alles Gute und herzliche Grüße von
Mira Schön und Anja Fischer